Mobilität Land

Typisch Land - Mobilität im ländlichen Raum

In ländlichen Regionen ist ein Auto oft unverzichtbar, um mobil zu bleiben. Ohne eigenes Fahrzeug sind die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Während in städtischen Gebieten viele auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zurückgreifen, besitzen auf dem Land deutlich mehr Menschen ein Auto. Dies liegt daran, dass Alternativen zum Auto dort meist fehlen und der öffentliche Nahverkehr oft unzureichend ausgebaut ist. Eine Fahrt, die mit dem Auto 20 Minuten dauert, kann mit dem Bus oder Zug leicht das Doppelte an Zeit in Anspruch nehmen. Menschen ohne Auto haben dadurch oft Schwierigkeiten, grundlegende Einrichtungen wie Supermärkte, Arztpraxen oder kulturelle Angebote zu erreichen, was zu sozialer Isolation und eingeschränkter Teilhabe führen kann. [1] Ein Beispiel hierfür sind ältere Menschen, die nicht mehr selbst Auto fahren können und deshalb auf Nachbarschaftshilfe oder teure Fahrdienste angewiesen sind, um alltägliche Besorgungen zu erledigen.

Ein attraktives ÖPNV-Angebot zeichnet sich dadurch aus, dass Fahrgäste die nächste Haltestelle fußläufig erreichen können und dort mindestens 20 Abfahrten pro Tag zur Verfügung stehen. In ländlichen Regionen haben jedoch nur etwa 60 Prozent der Bevölkerung Zugang zu einem solchen Angebot. Der demografische Wandel verschärft diese Situation zusätzlich: Viele Buslinien werden nur noch wenige Male am Tag bedient oder sogar vollständig eingestellt. [2]

Innovative Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum

Um die Mobilität im ländlichen Raum zu verbessern, gibt es vielfältige Chancen und Ideen, die den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und alternative Verkehrsmittel attraktiver gestalten können. Ein Ausbau des ÖPNV mit regelmäßigen Verbindungen im Stundentakt, auch über Landkreisgrenzen hinweg und zwischen Mittelzentren, könnte die Nutzung erheblich steigern. Flexible Zubringersysteme wie Ruf- oder Bürgerbusse, unterstützt durch die Zukunftstechnologie des autonomen Fahrens, bieten eine weitere Lösung, um die Mobilität zu gewährleisten. Auch der verstärkte Einsatz von E-Bikes eröffnet Potenzial, besonders in Kombination mit dem Ausbau von sicheren Fahrradwegen. Unternehmen könnten Anreize schaffen, indem sie die Anschaffung oder das Leasing von E-Bikes fördern.

Carsharing und Ridesharing-Konzepte sind ebenfalls vielversprechend, um den Individualverkehr zu reduzieren und gleichzeitig die Erreichbarkeit zu verbessern. Mitfahrbänke könnten spontane Fahrgemeinschaften ermöglichen. Darüber hinaus könnten Unternehmen auf kleinere Firmenwagen umstellen und die dadurch entstehenden Einsparungen als „Mobilitätsbudget“ auszahlen, das flexibel für verschiedene Verkehrsmittel genutzt werden kann. Elektromobilität bietet eine umweltfreundliche Alternative, vorausgesetzt, dass die notwendige Ladeinfrastruktur, wie Ladestationen zu Hause, geschaffen wird.

Die Möglichkeit, weite Strecken durch Home-Office oder Co-Working-Spaces zu umgehen, bietet ebenfalls eine Entlastung im ländlichen Raum. Mobile Angebote wie mobile Arztpraxen oder Tante-Enso-Läden können darüber hinaus die Grundversorgung sicherstellen. Auch Soziale Orte fördern den sozialen Zusammenhalt und die kulturelle Begegnung in ländlichen Regionen und schaffen lokale Identität. Gerade in einem Land wie Deutschland, in dem das Vereinswesen eine zentrale Rolle spielt, sind diese Orte entscheidend für ein lebendiges gesellschaftliches Miteinander.

Weitere Ideen und Projekte zum Thema Mobilität im ländlichen Raum gibt’s beim Rückblick zu unserem Netzwerkevent mobil.wandeln.

[1] vgl. Mobilitätsatlas 2019 der Heinrich Böll Stiftung

[2] vgl. Infrastrukturatlas 2020 der Heinrich Böll Stiftung

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